Jeder,
der will, kann hierzulande einen Laden aufmachen. Restaurant, Cafe,
Einzelhandel. Gewerbeschein, ein paar Formalitäten, und los geht’s. Das ist
erst mal ziemlich klasse, weil es ja für Vielfalt sorgt und neuen, frischen
Ideen keine großen Steine in den Weg legt. Was allerdings in keiner Weise
überprüft wird, ist, ob derjenige, der da ein Gewerbe eröffnet, in irgendeiner
Weise dafür auch qualifiziert ist.
Niemand
muss gelernter Restaurantfachmann sein, um ein Restaurant oder Café zu
eröffnen. Niemand muss gelernter Koch sein, um sich in einem Lokal an den Herd
zu stellen und Geld für sein Essen zu verlangen. Auch das ist zunächst einmal
gar nicht schlecht, weil es eben auch talentierten Quereinsteigern mit guten
Ideen eine Chance gibt. Und umgekehrt ist die Tatsache, dass in einem Betrieb
gelernte Kräfte am Werk sind, ja auch keineswegs ein Garant für Qualität. Leider.
Das
Dumme dabei ist nur, dass es für Gäste darum sehr schwer zu erkennen ist,
welche Qualität sie in einem Lokal tatsächlich erwartet. Es gibt kein
Gütesiegel (abgesehen von den Gourmet-Auszeichnungen des Michelin und seiner
Kollegen, aber das hilft für die Alltagsgastronomie nicht weiter).
Heute
sind es dann oft die Online-Bewertungen, die den Ausschlag geben. Aber die sind
einigermaßen fragwürdig und helfen auch nicht wirklich weiter. Und in der
Selbstdarstellung in den angeblich sozialen Medien wird gelogen, dass sich die
Balken biegen.
Wirklich
überzeugend sind die, die wissen, was sie tun. Und die von dem, was sie tun,
hundertprozentig überzeugt sind. Überzeugungstäter im besten Sinne. Dabei ist
völlig egal, ob es um das siebengängige Sternemenü geht oder einfach nur um den
besten Cupcake der Stadt oder den tollsten Burger oder was auch immer.
Entscheidend ist die Leidenschaft und, ja, die Expertise. Der Gast merkt doch,
ob da eine(r) wirklich was kann. Oder nur so tut, nur etwas inszeniert oder
kopiert, das andere wirklich können. Das sind nur Plagiate.
Wie
soll ich als Gastronom die Leistung meines Kochs beurteilen können, wenn ich
selbst nicht kochen kann? Wie soll ich als Betreiber eines Lokals die Leistung
meines Servicepersonals beurteilen können, wenn ich nie selber Teller zum Gast
getragen habe und auf schwierige Fragen überzeugende Antworten habe finden
müssen? Man kann als Inhaber/ Betreiber einer Lokalität alle erforderlichen
Leistungen (Küche, Service) sicherlich irgendwo einkaufen. Aber ein stimmiges Angebot,
das überzeugt, wird das dann vermutlich nicht. Höchstens für die übliche
Massenverpflegung und Ketten-Kulinarik.
Es
ist von Vorteil, wenn ein Restaurant vom Koch geführt wird. Natürlich sind gute
Köche nicht automatisch auch gute Gastronomen, das ist eine Binse. Aber viele
Gastronomen haben einfach keine Ahnung vom Kochen. Das kann nicht gut sein.
Wir
brauchen mehr Überzeugungstäter. Und weniger die, die eigentlich nur Facebook
können.