Montag, 13. November 2017

Überzeugungstäter

Jeder, der will, kann hierzulande einen Laden aufmachen. Restaurant, Cafe, Einzelhandel. Gewerbeschein, ein paar Formalitäten, und los geht’s. Das ist erst mal ziemlich klasse, weil es ja für Vielfalt sorgt und neuen, frischen Ideen keine großen Steine in den Weg legt. Was allerdings in keiner Weise überprüft wird, ist, ob derjenige, der da ein Gewerbe eröffnet, in irgendeiner Weise dafür auch qualifiziert ist.

Niemand muss gelernter Restaurantfachmann sein, um ein Restaurant oder Café zu eröffnen. Niemand muss gelernter Koch sein, um sich in einem Lokal an den Herd zu stellen und Geld für sein Essen zu verlangen. Auch das ist zunächst einmal gar nicht schlecht, weil es eben auch talentierten Quereinsteigern mit guten Ideen eine Chance gibt. Und umgekehrt ist die Tatsache, dass in einem Betrieb gelernte Kräfte am Werk sind, ja auch keineswegs ein Garant für Qualität. Leider.

Das Dumme dabei ist nur, dass es für Gäste darum sehr schwer zu erkennen ist, welche Qualität sie in einem Lokal tatsächlich erwartet. Es gibt kein Gütesiegel (abgesehen von den Gourmet-Auszeichnungen des Michelin und seiner Kollegen, aber das hilft für die Alltagsgastronomie nicht weiter).

Heute sind es dann oft die Online-Bewertungen, die den Ausschlag geben. Aber die sind einigermaßen fragwürdig und helfen auch nicht wirklich weiter. Und in der Selbstdarstellung in den angeblich sozialen Medien wird gelogen, dass sich die Balken biegen.

Wirklich überzeugend sind die, die wissen, was sie tun. Und die von dem, was sie tun, hundertprozentig überzeugt sind. Überzeugungstäter im besten Sinne. Dabei ist völlig egal, ob es um das siebengängige Sternemenü geht oder einfach nur um den besten Cupcake der Stadt oder den tollsten Burger oder was auch immer. Entscheidend ist die Leidenschaft und, ja, die Expertise. Der Gast merkt doch, ob da eine(r) wirklich was kann. Oder nur so tut, nur etwas inszeniert oder kopiert, das andere wirklich können. Das sind nur Plagiate.

Wie soll ich als Gastronom die Leistung meines Kochs beurteilen können, wenn ich selbst nicht kochen kann? Wie soll ich als Betreiber eines Lokals die Leistung meines Servicepersonals beurteilen können, wenn ich nie selber Teller zum Gast getragen habe und auf schwierige Fragen überzeugende Antworten habe finden müssen? Man kann als Inhaber/ Betreiber einer Lokalität alle erforderlichen Leistungen (Küche, Service) sicherlich irgendwo einkaufen. Aber ein stimmiges Angebot, das überzeugt, wird das dann vermutlich nicht. Höchstens für die übliche Massenverpflegung und Ketten-Kulinarik.

Es ist von Vorteil, wenn ein Restaurant vom Koch geführt wird. Natürlich sind gute Köche nicht automatisch auch gute Gastronomen, das ist eine Binse. Aber viele Gastronomen haben einfach keine Ahnung vom Kochen. Das kann nicht gut sein.

Wir brauchen mehr Überzeugungstäter. Und weniger die, die eigentlich nur Facebook können.