Der Lebensmitteldiscounter ALDI
vergrößert derzeit auffällig sein Bio-Sortiment. Und zwar nicht bei den
üblichen, allgemein beliebten (Fertig-) Produkten, sondern gezielt auch bei
speziellen Zutaten, die man bisher eher nur im spezialisierten
Naturkostfachhandel oder Bio-Märkten wie Alnatura kaufen konnte, beispielsweise
Bio Chia-Samen oder Bio Quinoa.
Die Strategie der Discounter: Dem Naturkost-Fachhandel das Wasser abgraben. |
Nach eigenen Angaben geht es
ALDI darum, dass „der komplette Wocheneinkauf in Bio-Qualität immer möglich (ist)
und das zu einem Preis, der für jedermann erschwinglich ist.“ [1] Das ist eine
Kampfansage. Und eine perfide Marketingstrategie. Denn der/die durchschnittliche
ALDI-Kunde/Kundin hat natürlich keinerlei Interesse an Chia-Samen. Er oder sie
kauft dort in der Regel Eier, Milch und Butter in bio, manchmal vielleicht auch
die Zucchini, die Würstchen für die Kinder oder die Nackensteaks für den Grill.
Alles schön billig, alles bio. Kann man verstehen.
Aber warum Chia-Samen? Die
Strategie dahinter ist, den bio-affinen Kundinnen und Kunden (wohl in erster
Linie Müttern und Vätern) ein Angebot vorzugaukeln, das den Weg zum Biomarkt
erspart und damit Kaufströme umzulenken. „Für alle Bio-Fans wird ALDI SÜD zum
Bioladen“, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. [2] Das ist frech,
aber erfolgversprechend.
„Schatz, ich war bei ALDI, um
Klopapier und Kaffee zu kaufen, und da habe ich dir auch noch die Chia-Samen
mitgebracht.“ Das ist der Plan.
Nach eigenen Angaben ist ALDI Marktführer
beim Umsatz mit Bio-Produkten und beruft sich dabei auf Daten der Gesellschaft
für Konsumforschung (GfK). Gegenüber dem Magazin „Öko-Test“ mochte ALDI
allerdings keine konkreten Zahlen herausrücken [3]. Aber es könnte durchaus stimmen,
wenn man einfach nur den gesamten Umsatz mit Bio-Produkten betrachtet. Die pure
Masse macht’s.
Aber was ist mit der Vielfalt
der angebotenen Bio-Produkte?
Aldi Süd stockt laut Öko-Test seine
Artikel mit Bio-Siegel auf 310 auf, Aldi Nord auf 350. Zum Vergleich: Alnatura
bietet derzeit nach eigenen Angaben etwa 6.000 Bio-Produkte an, Dennree
verkauft rund 12.000. [3] Alleine daran sieht man: Der Versuch von ALDI, sich
allen Ernstes als „Bioladen“ zu verkaufen, ist einfach nur ein großer Bluff.
Es ist die Strategie der Ketten
und Discounter, den Naturkosthandel überflüssig zu machen. Edeka macht
dasselbe. Auf diese Weise besetzen Discounter Nischen, die bisher von einer
eigenen Branche bedient wurden, nämlich der Naturkost-Branche.
Was die Supermärkte und
Discounter jedoch nicht kopieren können, ist die Beratung im spezialisierten
Naturkosthandel. Fragen Sie mal im NETTO, wo die Bio-Gurke herkommt.
Und lassen Sie sich nicht von
Schnäppchenpreisen blenden. Denn wenn Sie mal genau auf das Sortiment und die
Preise schauen, werden Sie feststellen, dass die kleinen Bioläden keineswegs
teurer sind als die Discounter und Supermärkte mit ihren Reklamepreisen.
Im Laden einer
Bioland-Gärtnerei aus der Region haben wir über Monate Möhren zu einem
unschlagbaren Preis einkaufen können, weil sie aus deren eigener Erzeugung
stammten. Kein Discounter, kein Supermarkt kam da preislich mit.
Man muss genau hinsehen.
[1] https://unternehmen.aldi-sued.de/de/presse/pressemitteilungen/produkte/2018/pressemitteilung-aldi-fuellt-die-regale-jetzt-noch-mehr-auswahl-an-bio-produkten/
[2] https://www.aldi-sued.de/de/sortiment/bio/
[3] https://www.oekotest.de/essen-trinken/news/Bio-Lebensmittel-Aldi-Deutschlands-fuehrender-Bio-Haendler_600168_1.html
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