Food-Bloggerin Graziella kann
sich kaum noch einkriegen. „Der Kochkurs war einfach super, wir hatten viel
Spaß und konnten die Lebensmittel von enerBiO sehr gut kennenlernen. Die
Qualität der Produkte hat mich voll überzeugt und die Auswahl ist enorm.“ Und
„die Location war auch total schön“.
Auch Rebecca (Blog „Baby Rock
my Day“) ist ganz hin und weg: „Die hauseigene Marke ist nicht nur Bio, sondern
hat auch viele vegane, gluten- und laktosefreie Produkte im Angebot. Und nicht
nur das, die Produktpalette umfässt“ [Autsch!] „ca. 330 verschiedene Produkte.“
Alles total supi hier.
Die Fakten:
Die Social-Media-Abteilung
eines großen Drogerie-Unternehmens aus der Nähe von Hannover lud ein Dutzend
Food-Bloggerinnen für ein Wochenende zu einem Event ein. Inklusive Übernachtung
in einem hochpreisigen Landhotel in Garbsen, Kochkurs in einem Restaurant am
Maschsee, Fotoshooting-Tipps vom Profi und allerlei mehr. Alles nicht ganz
billig. Bezahlt vom Drogisten.
Zum Abschied gab es noch das
Geschenk-Körbchen mit Produkten zum Mitnehmen. Bezahlt vom Drogisten.
Die vielen schicken Fotos vom
Event, die auf den Blogs munter weiterverbreitet wurden, stammen nicht etwa von
den Bloggerinnen selbst, sondern von einem gebuchten Profi-Fotografen. Bezahlt
vom Drogisten.
Frage: Warum hat der Drogist
das denn wohl alles bezahlt?
Vielleicht deshalb, weil die
Bloggerinnen danach ganz brav die präsentierten Produkte in ihren Blogs
abfeierten (und sie z. T. sogar noch direkt zum Online-Shop verlinkten)?
Durch solche Blog-Berichte wird
die Relevanz von Produkten bestimmter Unternehmen künstlich verstärkt. Im
echten Leben spielt das Bio-Angebot einer Drogerie-Kette nämlich zunächst keine
besonders große Rolle für das Einkaufsverhalten. Weil die Leute ihre
Bio-Lebensmittel in Bio-Läden oder -Fachmärkten kaufen, vielleicht auch im
Supermarkt, aber bestimmt nicht im Drogerie-Markt. Dort kauft man Klopapier und
Zahnpasta. Da das aber den Drogerie-Discountern nicht genügt, wittern sie ihr
Geschäft auf fremden Feldern. Zum Beispiel bei Bio-Produkten. Und mit
entsprechenden, sehr professionell organisierten Veranstaltungen für
Food-Bloggerinnen (komisch: kein männlicher Blogger dabei) wird so eine
scheinbare Relevanz erzeugt.
Diese Blogs tragen dann dazu
bei, die Einkaufsgewohnheiten von Menschen umzuleiten. Es profitieren die
Ketten und die Discounter. Wollen wir das?
Das Vermögen dieses Drogisten
wird auf etwa zwei bis drei Milliarden Euro geschätzt. Damit kein
Missverständnis entsteht: Es geht mir nicht um Milliardär-Bashing. Das wäre
billig. Ich gönne dem Drogisten jeden Euro. Es ist legal und legitim, dass das
Unternehmen versucht, mit den Möglichkeiten von Social Media seinen Umsatz zu
erhöhen.
Nur: Man muss ja nicht dabei
mitmachen.
Man hätte die Einladung des
Drogisten auch einfach ablehnen können. Um die eigene Integrität zu wahren.
Vielleicht haben es einige ja
auch getan. Und haben nicht darüber gebloggt, sondern sich einfach nur mit dem
Finger an die Stirn getippt.
Das bleibt dann allerdings im
Netz unsichtbar.
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