Sonntag, 14. Januar 2018

Das Burger-Dilemma

Die Lust auf Burger ist ungebrochen. In den Großstädten eröffnen gefühlt im Minutentakt neue, hippe Läden und Franchise-Filialen, die besonders die jüngere Zielgruppe mit Essen zwischen zwei Brötchenhälften beglücken. Und natürlich ist es dann nicht der schlichte Hamburger mit Fritten, sondern mindestens einer, bei dem das Fleisch von besonderer Herkunft ist, täglich frisch gewolft (oder handgeschnitten) wird, die Saucen, gerne auch die Brötchen, hausgemacht. Und – wichtig – auch Vegetarier und Veganer werden da ganz selbstverständlich bedient, der Veggie-Burger gehört längst zum guten Ton. Das ist ein ganz spannender und durchaus positiver Trend. Denn, wenn schon schnelles Essen, dann vielleicht so. Feine Sache. Sollte man meinen.

Und man könnte annehmen, dass dieser Trend zulasten der großen Ketten wie McDonald‘s und Burger King geht. Nach dem Motto: Die jungen Menschen haben verstanden, dass es auch gutes Fast Food gibt und man lieber ein paar Euro mehr für den frisch gebrutzelten Szene-Burger ausgibt als fünf Euro für die Pappe, die bei McDonald‘s in der Wärmeschiene vor sich hin welkt.

Reines Wunschdenken. Die Wahrheit ist, dass McDonald‘s derzeit einen Höhenflug erlebt. Nach einigen Krisenjahren ist der Aktienkurs von McDonald‘s in 2017 um sagenhafte 43 Prozent gestiegen, auf 173,57 Dollar. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet, hatte McDonald‘s 2017 zeitweise die höchsten Verkaufszahlen innerhalb der vergangenen fünf Jahre. Da hat man an ein paar Stellschrauben gedreht, ein Frühstückskonzept eingeführt, ein wenig mit Bio und Veggie probiert (ziemlich erfolglos), die Einrichtungen der Läden aufgefrischt, und schon läuft es wieder. Das Grundkonzept ist aber unverändert: Billigfleisch aus Massentierhaltung für die Burger, Billig-Kartoffeln aus industriellem Glyphosat-Landbau für die Pommes und billigster Getränkeextrakt, der mit Leitungswasser zu Cola & Co. aufgemischt wird. Und dann kostet so ein „Menü“ (welch ein Euphemismus) durchaus sechs bis sieben Euro. Das ist nicht nur schlechtes, sondern auch ziemlich teures Essen. Trotzdem glauben ganz viele Menschen unverändert, dass man bei diesen Burger-Ketten billig satt werden könnte (Weil man in einer Aktionswoche den BigMac oder BigKing mal für 1,99 Euro kriegt).

Also alles beim Alten. Und die ganzen schicken, neuen Burger-Läden? Sind sie dann doch nur das Fast-Food-de-Luxe für selbstverliebte Besserverdiener-Kids? 

Gutes, bezahlbares Essen für ganz viele, geht das, und wenn ja, wie? Das ist eine Herausforderung, über die wir mal nachdenken sollten. Anstatt wieder mal nur die nächste Trend-Sau durch‘s Dorf zu treiben.


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