Dienstag, 17. Oktober 2017

Greenwashing

Als Gastronom, der auch Catering anbietet, bekomme ich auch immer wieder etwas merkwürdige Anfragen. Das ist ganz normal. Zu den Highlights der Fragwürdigkeiten gehört diese frische Anfrage: Da fragt ein großer Versicherungskonzern an, ob man das Catering für eine Veranstaltung als Co-Sponsor unterstützen möchte. Umsonst. Essen verschenken. Es geht um eine Veranstaltung, bei der Kinder mit den Gedanken des Klimaschutzes vertraut gemacht werden sollen, Bäume pflanzen und etwas in der Art. Und der Caterer soll dann das passende Essen dazu liefern. Für lau. Gelockt wird mit Werbemöglichkeiten, die völlig nutzlos sind.

Das nennt man Greenwashing. Wenn Firmen, die nichts, aber auch gar nichts mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit am Hut haben, öffentlichkeitswirksame Aktionen machen, um sich als grün und nachhaltig zu präsentieren. 

Es wäre mir neu, dass diese Versicherung ihren Fahrzeugpark komplett auf E-Autos umgestellt hätte. Habe ich nicht gelesen. Oder den Energieverbrauch in der fetten Firmenzentrale auf erneuerbare Energien umgestellt hätte. Habe ich auch nicht gelesen. Statt dessen wird eine arme „Nachhaltigkeitsbeauftragte“ losgeschickt, um Alibi-Veranstaltungen zu organisieren. „Und die Presse ist auch da.“, heißt es dann am Telefon. Nein, die Presse ist eben nicht da, weil die sich nicht mit so einer Nummer foppen lassen. Aber der blöde Caterer hat’s nicht kapiert und ist auf den Leim gegangen.

Ich habe noch mal nachgesehen: Diese Versicherung hat über ihr Geschäftsergebnis 2016 per Pressemitteilung am 19.5.2017 mitgeteilt: „Der Jahresüberschuss belief sich im Konzern auf 36,8 Mio. Euro.“ Knapp 37 Millionen Euro Gewinn. Und nebenbei mehr als das Doppelte gegenüber dem Vorjahr. Whow!

Aber das Catering für eine Greenwashing-Veranstaltung will man sich dann auch noch sponsorn lassen und nicht selbst bezahlen.

Das ist schon ein echt starkes Stück.


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