Sonntag, 6. Mai 2018

„Homemade-Style“


Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (F.A.S.) berichtet darüber, dass in Restaurants immer mehr Convenience-Produkte zum Einsatz kommen, also industriell vorgefertigte, „bequeme“ Lebensmittel. [1] Die gibt es mittlerweile in den verschiedensten Qualitäten und Zubereitungsstufen. (Und leider auch im Bio-Bereich.) Spezialisierte Hersteller bieten dabei auch Fertigprodukte an, die bewusst so gemacht sind, dass sie eben nicht nach industrieller Fertigware aussehen: „Bei ‚Salomon Foodworld‘ gibt es sogar ‚Homemade Style‘-Burger und Schnitzel, bei denen die Fleischrohlinge maschinell so gepresst werden, dass sie an den Rändern ausfransen. Schön unregelmäßig das alles. Wer sollte am Tisch im Restaurant auf die Idee kommen, dass sie nicht eigenhändig zubereitet wurden?“, fragt die F.A.S. Und der Marketingchef dieser Firma verteidigt das mit der Aussage „Es muss am Ende eine Handwerklichkeit im Produkt feststellbar sein, sonst hat der Gastronom keine Chance, seinen Gast zu begeistern.“

Wie bitte? Ich kann mich gerade nicht entscheiden, ob ich es bewundern sollte, dass jemand sich traut, dermaßen skrupellos den offensichtlichen und gezielt beabsichtigten Betrug am Gast zum (vermutlich erfolgreichen) Geschäftsmodell zu erheben – oder ob ich das einfach nur abstoßend finde.

„Hausgemacht“ ist keine geschützte Bezeichnung in der Gastronomie. Das kann jeder auf seine Speisenkarte schreiben, wie er lustig ist. Und oft ist das dann wohl einfach nur gelogen. Nach dem Motto „Bei einer Lüge nicht erwischt zu werden, ist das Gleiche, wie die Wahrheit zu sagen“ [2]. Nein, ist es eben nicht.

Geschnetzeltes vom Biolandschwein aus der Region.
Ehrliches Essen. Geht doch.


Und deshalb bleiben wir auch dabei, vom Bioland-Schlachter aus der Region den Schweinerücken zu beziehen, es in Handarbeit zu Geschnetzeltem zu verarbeiten und dann in Dijonsenfsauce auf ein Catering-Buffet für die 30 Gäste einer Konfirmation zu bringen, so wie heute mittag. Geht doch.

  
[1] F.A.S. v. 6. Mai 2018, Seite 15
[2] Filmzitat aus „Die drei Tage des Condor“, 1975 | http://filmzitate.info/index-link.php?link=http://filmzitate.info/suche/film-zitate.php?film_id=1638


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