Es ist Spargelsaison. Und zu
einem zünftigen Spargelessen gehört – neben Schnitzel, Schinken oder Lachs –
eben auch die Sauce Hollandaise. Restaurants, die etwas auf sich halten, bewerben
jetzt auch wieder ihre Spargel-Menüs mit hausgemachter Holländischer Soße. Das
Dumme ist nur: Die Menschen mögen sie nicht, die echte Soße.
Die Holländische Soße, wie sie
im Koch-Lehrbuch steht, ist in der Herstellung kompliziert und extrem undankbar.
Kurz gesagt werden Weißwein und Essig mit Pfefferkörnern und Schalotten
einreduziert, anschließend Eigelbe im Wasserbad cremig aufgerührt und dann mit
geklärter Butter aufgemixt. Ich spare mir jetzt mal das konkrete Rezept, denn ich
kann niemandem empfehlen, es nachzukochen.
Ein Saucen-Kochbuch rät im Schlusssatz des Rezeptes: "Sofort servieren." Genau. Denn das Problem ist gar nicht so sehr,
diese Sauce hinzubekommen. Das Problem ist, diese Sauce warmzuhalten oder
wieder zu erwärmen. Denn sobald die Temperatur auch nur ein bisschen zu hoch
ist, gerinnt die Sauce - Feierabend. Vielleicht kann man die Soße noch retten,
indem man schnell den Pürierstab reinhält oder eine neue Ei-Masse aufschlägt.
Aber meistens geht einem diese blöde Soße einfach nur kaputt! Es gibt kaum eine
andere Speise, die Köche dermaßen zur Verzweiflung treibt. Nachdem ich drei
Versuche gemacht habe und drei Mal scheiterte, dachte ich, ich bin einfach zu blöd
und zu unbegabt. Getröstet hat mich dann aber die Auskunft einer Köchin, die in einer
hochdekorierten Küche in Berlin gearbeitet hat, dass sie es dort auch nicht
besser hinbekommen haben. So schafft sich eine klassische Soße selber ab, weil
sie in der Praxis nicht wirklich zu handhaben ist.
Holländische Sauce: Gewinner und Verlierer. |
Das erklärt den Siegeszug der
industriell hergestellten Hollandaise aus dem Tetrapak. Die ist mit
Bindemitteln versetzt und enthält nur 5% Ei. Aber sie gerinnt nicht beim
Erhitzen. Und die enthaltenen Aromen sorgen für den „typischen“ Hollandaise-Geschmack,
den jeder kennt, und den auch Kinder schätzten, weil er der Pommes-Mayo recht
nahe kommt. Und wenn Gäste in Restaurants dann mal eine mutig hausgemachte Holländische Soße
zum Spargel bekommen, dann schmeckt sie ihnen nicht. Das kann man dieser Tage sogar in Restaurant-Kritiken von Zeitungen nachlesen.
Ich kenne keine andere Speise, wo im Geschmacksempfinden der Leute das Original so flächendeckend und nachhaltig durch die Fälschung ersetzt wurde. Das ist so extrem nicht einmal bei Tiefkühl-Pizza der Fall.
Ich kenne keine andere Speise, wo im Geschmacksempfinden der Leute das Original so flächendeckend und nachhaltig durch die Fälschung ersetzt wurde. Das ist so extrem nicht einmal bei Tiefkühl-Pizza der Fall.
Ich bin wirklich ein Verfechter
der hausgemachten Küche, aber in Sachen Hollandaise streiche ich die Segel: Ihr
habt gewonnen, Unilever, Maggi und Thomy.
Ich würde zum Spargel einfach zerlassene
Butter anbieten. Tschüß Hollandaise.
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