Sonntag, 20. Mai 2018

Summ, summ.


Zum heutigen „Weltbienentag“ summt es gewaltig bei Twitter & Co. Naturschutzverbände und Organisationen aller Art, Initiativen und Bundesministerien übertrumpfen sich mit Tipps und Hinweisen zum Schutz der wertvollen Bestäuber.

Im Vorfeld hat auch die Supermarktkette REWE ihren Beitrag geleistet. Ein zur REWE Group gehörender PENNY-Markt in Langenhagen bei Hannover hat in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion einfach mal über Nacht alle Produkte aus den Regalen geräumt, die ohne Bienen nicht mehr zu kaufen wären. Beeindruckendes Ergebnis: 60 Prozent leere Regale. Der Naturschutzbund NABU ist an dieser PR-Aktion beteiligt. Und benennt die Verantwortlichen:
"Schuld daran ist vor allem die industrielle Landwirtschaft", sagt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Pestizide wie Glyphosat, fehlende blühende Ackerrandstreifen und Brachflächen - all das töte Bienen direkt oder biete ihnen weder Nahrung noch Unterschlupf. "Obwohl doch grade die Landwirtschaft der größte Nutznießer der Bienen und Bestäuber-Insekten ist." [1]

PR-Aktion: PENNY ohne Bienen



Ergebnis der REWE-Aktion: Ein paar verwirrte Kunden zwar, aber viel Applaus online und eine gute Presse. Und natürlich wurden alle Produkte dann schnell wieder in die Regale geräumt. Noch fliegen ja die Bienen, alles halb so wild.

Ich kann mir nicht helfen, aber für mich sieht das so aus, als würde ein Feuerwehrmann einen Brand löschen, den er selber gelegt hat.

Liebe REWE-Marketingabteilung: Das Bienensterben kann man in euren PENNY-Märkten tagtäglich kaufen: Billig-Obst und -Gemüse aus Glyphosat-optimierter Landwirtschaft. Und die Einkaufspolitik der Ketten wie Edeka, REWE, Aldi, Lidl & Co. ist nicht unbedingt dafür bekannt, den Erzeugern faire Preise anzubieten.

PENNY-Alltag: Bienensterben zum Kaufen


Da drangsalieren die Supermarkt-Ketten und Discounter die landwirtschaftlichen Erzeuger also dauerhaft mit Preis-Dumping, um ihre Gewinnmargen zu optimieren, und dann treten sie der Landwirtschaft, von der sie so sehr profitieren, bei einer Bienenschutz-PR-Aktion mal eben mit Anlauf in den Hintern. Ich mag mich irren, aber es könnte Landwirte geben, die das nicht verstehen.

Die ganze Aktion ist übrigens bei der US-Biomarktkette Whole Foods Market (gehört seit 2017 Amazon) geklaut, die das schon 2013 gemacht hat [2].

Der einfachste Beitrag, etwas gegen das Bienensterben zu unternehmen, ist Bio-Gemüse zu kaufen. Denn der Öko-Landbau ist die Landwirtschaft, in der Bienen (und andere wichtige Bestäuber und Insekten) natürlich leben können. Statt flächendeckend abgerodeter und kaputtgespritzter Anbauflächen für das Billig-Gemüse im Discounter.

Niemand muss Hobby-Imker werden, um Biene Maja zu retten. Einfach nur: Augen auf beim Gemüsekauf.

[1] http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/bienensterben-penny-aktion-in-hannover-so-leer-waere-ein-supermarkt-ohne-bienen-a-1207703.html
[2] https://media.wholefoodsmarket.com/news/bees


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