Manchmal stehe ich in der Küche
und denke: „Scheiß Natur“. Nämlich dann, wenn ich Kartoffeln, Möhren, Kürbis, Steckrüben, Sellerie oder Pastinake vom Bio-Hof aus der Region schäle und
verarbeite, die eben nicht so glatt und bequem sind wie die Produkte aus dem Supermarkt.
Die haben dann auch mal ihre Macken und ihre dunklen Stellen, sind etwas krumm
oder mal etwas klein und schrumpelig. Das muss man dann recht mühsam
herausschneiden. Und dann fluche ich über die Natur. Aber nicht im Ernst.
Gemüse aus ökologischem Landbau: Für die Erzeuger harte Arbeit statt "Landlust"-Idyll. |
Denn jedes Mal, wenn ich auf
das Gelände der Bioland-Gärtnerei fahre, um Gemüse abzuholen, staune ich immer
wieder über die haushohen Stapel an grünen Kisten, die dort stehen, und bekomme
eine sehr demütige Vorstellung davon, wie viel Arbeit es jeden Tag bedeutet,
gutes Gemüse zu erzeugen. Nebenbei im Gespräch mit den Betreibern des Hofes erfährt
man dann auch mal, wie schlimm zum Beispiel die Auswirkungen einer verregneten
Saison sein können. Da saufen mal eben ganze Felder ab. Das hat mit der
gelackten „Landlust“-Romantik nicht viel zu tun. Bio-Landbau ist ein anstrengender,
dreckiger Gummistiefel-Job. Und das meine ich als Kompliment. Davon kriegt
niemand etwas mit, der sich einfach nur vom Naturkost-Großhändler beliefern lässt.
Und so schäle und kratze ich
auch weiterhin leise fluchend die schwarzen Stellen aus dem Bio-Gemüse und
denke dabei „Scheiß Natur“. Aber: Scheiß Natur pur. Ohne Chemie und anderen Dreck. Und
wenn ich fertig bin, ist es für mich immer die allerschönste Pastinakencremesuppe
der Welt oder der beste Erbseneintopf oder das leckerste gedämpfte Feldgemüse, so wie auf dem Bio-Buffet für die Konfirmation vorgestern, deren Gäste so vollauf zufrieden waren.
Tolle Natur.
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